Wie ich arbeite


Von der Idee zum Bild

Ein Tipp: Sie können alle Bilder durch Anklicken vergrößern!

Am Anfang eines neuen Projektes steht meist eine Bildvorlage, ein Zeitungsausschnitt, ein Traum, das Bild eines anderen Künstlers/einer anderen Künstlerin.

Ich kann nur malen, was/wen ich liebe, d.h. es muss eine Beziehung, eine positive Schwingung zum zu malenden Objekt bestehen. Deshalb fängt jedes Bild mit dem langen Anschauen, dem Verinnerlichen der Vorlage an...

Das Foto, das WEITERGEHEN I darstellt, entdeckte ich während meiner Chemotherapie im Dezember 2019. Bei der 5. Behandlung ging es mir so schlecht, dass ich fast aufgeben wollte. Ich brauchte dringend ein Objekt, das mir aufhalf und mich weitergehen ließ.  Es war dieses Foto, das ich aus vielen von Andrés Lojo Menk auf seinen Reisen aufgenommenen Bildern aussuchte.

Ich erstellte dann eine Vorzeichnung mit Aquarellstift auf Leinwand. Das hat den Vorteil, dass der Acrylauftrag später den Aquarellton mit aufnimmt und integriert (anders als beim Bleistift!). Manchmal drehe ich das Original dann auf den Kopf, weil ich so unbefangener, ungegenständlicher Details erfasse, auch geometrische Details wie Kreis, Dreieck, Quadrat etc., weil ich auf die Zwischenräume zwischen den abzumalenden Gegenständen schaue. Auch die Proportionen müssen stimmen...

Dann nehme ich Acrylfarben und diverse Pinsel und fange an, das Bild zu kolorieren.

Meist male ich zuerst den Hintergrund des Bildes. Das hat den Vorteil, dass ich später nicht aus Versehen in die Figur hineinmale.



Es entstehen Details. An manchen Stellen (z.B. an dem Fuß/dem Schuh der FRAU VOR DEM HAUS-Nepal) arbeite ich durchaus auch mal 1 ½ Stunden, bis er wirklich der Vorlage entspricht.


Das Mischen von Farben, die dem Original näher kommen oder sogar völlig entsprechen, macht mir große Freude. Gerade auch die farblichen Nuancen.



So entdecken auch Zuschauende die Sorgfalt zum Detail. Manche, die dies Bild sahen, spiegelten mir die Unerschrockenheit der Frau aus Ecuador, ihre Aufbruchstimmung, ihre Entschlossenheit, trotz kleiner Schritte und Gehhilfe. Ich verwies sie immer auf ein anderes Detail: den eingeknickten Daumen, der für mich immer eine leise versteckte Angst symbolisierte.

Wenn das Bild fast fertig ist, kann es evtl. an manchen Stellen lasiert werden, d.h. ich trage eine sehr wässrige Farbschicht auf und töne damit den ursprünglichen Farbton leicht ab. Selten fixiere ich meine Bilder.

Zur Andeutung von löcherigen Zementwänden und Holzlehmwänden kann ich zu Beginn noch feine oder grobe Strukturpaste auftragen, die sich getrocknet gut bemalen lässt.

Brauchte ich zusätzliche Materialien? Holzstäbchen ( z.B. für eine Mauer), Kordel, Goldplättchen,Heu etc.? Habe ich Licht und Schatten berücksichtigt?

Ich setze mein Signet unter das Bild und finde einen Titel. Dieses heißt zum Beispiel WEITERGEHEN I, weil ich noch Nr. II nach meinen Bestrahlungen gemalt habe...

Mich hat sehr berührt, dass Menschen gerade dieses Bild für sich in ihrer persönlichen Situation entdeckt haben, nach einem Unfall, nach Krankheit, vor einer Entscheidung, u.a.m. Es gab ihnen wie mir selbst offensichtlich Kraft für die nächsten Schritte.

Mein guter Freund Horst Peper überraschte mich schließlich mit einer Collage, in der er das Foto, mein Bild und ein Foto von mir in der Chemozeit zusammenschnitt. Das hat mich sehr, sehr gefreut.

 

Während des ganzen Prozesses lasse ich mir vielfältig helfen, mich beraten, korrigieren von meiner Kursleiterin ANDREA RIDDER und von anderen Kursteilnehmerinnen, die aufs Bild schauen. Ersteres ist zum Glück auch in Coronazeiten online möglich.